Save the date: Fahrtenseglertreffen 31.08.2019

… mit der 50.Langstreckenwettfahrt und 10. Bürgermeisterregatta!

 

 

Auch Fahrtensegler möchten nicht hinterher segeln.

Wie kam es 1970 zur Unzufriedenheit der Fahrtensegler im BFA Berlin? Der Segelsport in den sogenannten nationalen Klassen erreichte Anfang der siebziger Jahre in der DDR einen großen Aufschwung. Es waren die Klassen, vornehmlich Jollenkreuzer, die auch die Fahrtensegler nutzten. Deshalb war jeder Versuch als Fahrtensegler in diesen Klassen erfolgreich Regatten zu segeln aussichtslos.

So schrieb Fahrtenobmann Georg Schmogro von der SG Zeuthen im Segelsport 2/1970 folgendes: „Als Fahrtensegler bin ich sehr an Regatten interessiert und bedaure, dass im Rahmen zahlreicher Fahrtenseglerveranstaltungen bisher keine Fahrtensegler – Regatta stattfand … ältere Bootstypen, noch dazu fahrtenmäßig ausgerüstet haben bei Regatten immer das Nachsehen. Mein Vorschlag: Veranstaltet jährlich eine Wochenend – Regatta mit drei Wettfahrten auf wechselndem Revier und neuen interessanten Kurs ausschließlich für Fahrtensegler!“

Bedenken äußerte damals der Vorsitzende der Fahrtenkommission des BDS Rudolf Storbeck. „Nur wo liegen die genauen  Unterscheidungsmerkmale zwischen einem Regatta- und Fahrtenboot?“

Er schlug eine Langstreckenwettfahrt vor – ohne Tonnen- über eine bestimmte Distanz, eine Ralleyfahrt mit verschiedenen Einlagen. So schrieb er in seiner Antwort: „Günstig wäre eine Strecke mit Seen, Fluss- und Kanalfahrten, neutralisierten Abschnitten und alles zu ordentlichen Fahrtenbedingungen.“

1970 richtete die SG Zeuthen die erste Langstreckenwettfahrt über 25 Km aus. Es gab 83 Meldungen, allerdings kamen wegen des frühen Termins und der herrschenden Flaute nur 53 Boote an den Start. Für viele war es zu früh, weil es einen strengen und langen Winter gab. Zum Ansegeln am 12. April 1970 bei der SG Grün/Weiß zählte man nur sechs Boote.

In der Auswertung schrieb Fahrtenobmann Georg Schmogro: „Unsere Empfehlung für 1971: Diese Veranstaltung  unbedingt mit einem Fahrtenseglertreffen zu verbinden und den Termin auf Ende Mai zu verlegen.“

Von da an gab es im Südosten Berlins neben dem jährlichen zentralen Fahrtenseglertreffen im August ein zweites Fahrtenseglertreffen mit einer Langstreckenwettfahrt im Frühjahr.

In der Ausschreibung 1971 war zu lesen: „Segelrevier: Zeuthener See, Großer Zug, Krossinsee, Seddinsee, Langer See, Brücken, evtl. Kanalstrecken können mit Motorkraft passiert werden. Dauer der Wettfahrt ca. 7 – 8 Stunden. Im Anschluss findet in der HOG Ernst- Thälmann – Gedenkstätte Ziegenhals ein Fahrtenseglertreffen statt.“

Die Versuche, die Langstreckenwettfahrten für Fahrtensegler als eine Art Rally zu veranstalten und auch Brücken in den Kurs einzubeziehen, setzten sich nicht durch.

Das zentrale Fahrtenseglertreffen veranstaltete z. B. 1971 die BSG Aufbau Zentrum. Verbunden war die Veranstaltung mit der Feier „80 Jahre Arbeitersegelsport“, damit feierte man den 80. Jahrestag der Gründung des SC Fraternitas 1891.

Schon 1973 schrieb man  im Segelsport …/ 1973: „Es gehört schon zur guten Tradition aller Fahrtensegler, sich zum Saisonanfang zu einer Langstreckenwettfahrt zu treffen…. Es handelt sich um eine Regatta der Fahrtensegler! Regattaexperten sind deshalb unerwünscht. …. Nach der Langstreckenwettfahrt findet am Abend des 12. Mai ab 19.30 Uhr auf dem Gelände SG Grünau II das Frühjahrs – Fahrtenseglertreffen 1973 statt.“

In den Ausschreibungen dominerten die Jollenkreuzer und es wurde nach Klassen gewertet.

Die Zentralen Berliner Fahrtenseglertreffen im August entwickelten sich zu Großveranstaltungen. So konnte man im Segelsport 10/1988 lesen: „Eine runde Sache in Rauchfangswerder. 344 Jachten und fast 1000 Teilnehmer machten beim Zentralen Berliner Fahrtenseglertreffen fest.“

Hier wird deutlich, dass das Fahrtensegeln damals für viele Menschen eine besondere Bedeutung hatte. Die Fahrtensegelei umfasste für viele Familien einen großen Teil der Freizeit- und Urlaubsgestaltung. Fahrtensegeln ist auch mit Individualität verbunden und wurde von vielen in der DDR als Nische genutzt.

Im gleichen Artikel konnte man auch schon lesen: „Deshalb sollten auch alle Gemeinschaften und Sektionen, die die dazu erforderlichen und geeigneten Bedingungen haben, sich um die Ausrichtung derartiger Treffen bemühen. Fahrtenseglertreffen sind ein Gemeinschaftsunternehmen im besten Sinne des Wortes, sowohl für die Organisatoren als auch für deren Gäste.“

Hier wird schon deutlich, dass die Bereitschaft der Vereine solche aufwendigen Veranstaltungen auszurichten immer geringer wurde.

Mit dem Mauerfall hat sich natürlich auch die Situation der Segler im Südosten Berlins völlig verändert.

Der Segelsport selbst und seine Reize sind geblieben, nur die äußeren Bedingungen haben sich wesentlich verändert.

Die Segler haben natürlich gleich das verlockende Angebot an neuen fahrtenfreundlichen Booten entdeckt. Auch hatten unsere  Vereine jetzt ein „grenzenloses Seestück“ vor ihren Häfen. Für die Segler im Südosten Berlins ergaben sich viele neue Möglichkeiten.

Auch für die Vereine hatten sich die äußeren Bedingungen grundlegend geändert. Die Vereine mussten jetzt viele vorher nicht gekannte Fragen klären. Oft war ihre Existenz bedroht. Für die Vereinsvorstände gab es jetzt sehr viel zu tun. Es war eine Zeit, wo alle die neuen Möglichkeiten nutzen wollten und die persönlichen und beruflichen Herausforderungen oft sehr groß waren.

In dieser Situation stand weder bei den Seglern noch bei den Vereinsvorständen die Organisation von Regatten und Fahrtenseglertreffen im Vordergrund.

Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens lud der SC F 1891 die Segler Berlins zu einem Treffen ein, um gemeinsam mit den Berliner Seglern das Jubiläum zu feiern.

Der Erfolg dieser Veranstaltung bewegte den SC Fraternitas 1891 im Jahre 1993 das zentrale Berliner Fahrtenseglertreffen mit der Langstreckenwettfahrt durchzuführen. Von nun an war die Langstreckenwettfahrt Bestandteil des zentralen Fahrtenseglertreffens im Spätsommer. Dieses Treffen war wieder gut besucht. Die extra von den SCF Seglern geräumten Stände an den Stegen waren durch die Gäste alle belegt und an der Langstreckenwettfahrt nahmen 76 Boote teil.

In dieser auch für den Sport ruhelosen Zeit, suchte der SC F 1891 einen Nachfolger für die Ausrichtung der Veranstaltung im folgenden Jahr. Vom Erfolg der Veranstaltung angesteckt, fand der SCF 1891 in seinem Nachbarverein, dem SC Brise 1898 einen Nachfolger. So war der Gedanke geboren, dass zur Absicherung der Veranstaltung die beiden Nachbarvereine das Fahrtenseglertreffen im jährlichen Wechsel durchführen. Dadurch war auch die Möglichkeit gegeben, eine größere Veranstaltung auf der Unterdahme zu etablieren. Diese Zusammenarbeit zwischen unseren Vereinen hat sich nun schon 25 Jahre bewährt. Vor 25 Jahren 1994 hat unser Verein, der SC Brise 1898 e.V., erstmals das Fahrtenseglertreffen und die Langstreckenwettfahrt ausgerichtet.

Da nichts so beständig ist wie der Wechsel, hat sich auch diese Veranstaltung   gewandelt. Waren früher bei der Langstreckenwettfahrt Jollenkreuzer dominierend, so sind es heute die Kielboote. Folgerichtig ist die Wettfahrt dadurch vor allem eine Yardstickwettfahrt geworden. Aktuell nehmen nur noch wenige Jollenkreuzer teil.

Zum Jubiläum 50. Langstreckenwettfahrt, wollen wir vor allem auch die Jollenkreuzer einladen, denn sie sind die Klassiker der Märkischen Gewässer. Wir werden eine Würdigung dieses Bootstyps zum Fahrtenseglertreffen vornehmen.

Hierzu wollen wir die Klassiker der Märkischen Gewässer, die Jollenkreuzer,  zur 50. Jubiläumswettfahrt  besonders herzlich einladen. Dass es noch genügend Jollenkreuzer in Berlin gibt, hat ja die Jubiläumswettfahr „150 Jahre 1. Regatta in Berlin“ gezeigt, wo die Jollenkreuzer die stärkste Bootsklasse waren.

Seit langem hat sich das Fahrtenseglertreffen mehr zu einem Segler Fest entwickelt, wo man verschiedene Facetten des Segelsports erleben kann.

So gab es seit 2000 das Laser Match Race, wo die „Jungen Wilden“ gegen erfolgreiche Senioren antraten. Leider lassen die heutigen Trainingspläne diesen interessanten Wettkampf kaum noch zu.

Ein weiterer nun schon traditioneller Höhepunkt ist die Bürgermeisterregatta. Hier lädt unser Bezirksbürgermeister Oliver Igel seine Amtskollegen zu einer Segelpartie ein.

So erfahren die Bezirksbürgermeister, wie ein großer Teil ihrer Mitbürger ihre Freizeit in Köpenick verlebt. In Köpenick hat sich das Segeln seit über 150 Jahren quasi zum Volkssport entwickelt. Hier möchten wir uns bei Oliver Hyzyk bedanken, der es immer wieder schafft, die für Bürgermeisterregatta notwendigen Boote zu beschaffen und international erfolgreiche Segler für diese Regatta zu verpflichten.

Auch nach 25 Jahren werden unsere Brisianer wieder alles tun, damit die 50. Langstreckenwettfahrt, die 10. Bürgermeisterregatta und das Fahrtenseglertreffen zu einem Seglerfest werden.

Wir freuen uns auf Euch!
Georg Malinka
Vorsitzender des SCB1898